Karate

Mabuni Kenwa (1889 – 1952) ist Gründer des Shito Ryu Stils. Er hat dem Karate gesellschaftliche Bedeutungen zugesprochen, die weit über die einer simplen Kampfkunst hinausgehen. Das Buch seines Sohnes Mabuni Kenei, „Leere Hand – vom Wesen des Budo-Karate“, berichtet ausführlich darüber. Nachfolgend sind einige Kapitel und Zitate daraus beschrieben: 

Eine Kampfkunst für jedermann

Frauen und Männer jeden Alters können Karate üben. „Es stärkt die Gesundheit und erhält das gute Aussehen“. Zudem kann Karate im realen Kampf zur Selbstverteidigung eingesetzt werden. Budo (Oberbegriff für alle japanischen Kampfkünste) Karate umfasst sowohl körperliche als auch mentale Techniken. Kenei Mabuni schreibt: Man kann sich Karate als gigantisches Bergmassiv vorstellen. Es erscheint einem immer wieder anders, je nachdem, wo man sich befindet oder welche Jahreszeit herrscht. Weder die Ziele noch die Wege sind festgelegt. Manche werden langsam emporsteigen und in den Bergen wandern, um ihre physische Kraft zu stärken. Andere ehrgeizige Bergsteiger werden um jeden Preis versuchen, die höchsten und steilsten Gipfel zu erklimmen.“ 

Karate für die physische, kämpferische und geistige Entwicklung

Karate wirkt auf Körper und Geist des Menschen. Es verhilft dem Praktizierenden zu einer besseren Gesundheit und soll ein langes und gesundes Leben sichern. Durch das regelmässige Üben von Karate bilden sich Kampffähigkeiten zur Selbstverteidigung aus. Darüber hinaus kann Karate die Vitalität, physische und geistige Energie entwickeln und festigen. All diese Aspekte lassen sich kaum voneinander trennen. Sie bedingen und fördern einander. Welche dieser Funktionen in den Vordergrund tritt, hängt von den Motiven und Zielen des Praktizierenden ab.

Die Gesundheitsfördernde Wirkung

Karate trainieren basiert zu einem grossen Teil im Üben von Katas.  Katas bestehen aus Folgen von Abwehr- und Angriffstechniken gegen einen oder mehrere imaginäre Gegner. Das Wort Kata wird mit den japanischen Zeichen für Form oder Gestalt geschrieben. Dies bedeutet Bewegung in einer bestimmten Erscheinungsform. Die Ausführung der Katas darf und soll der eigenen Individualität und Atmung angepasst werden. Lange Katas enthalten etwa 70, kurze Katas etwa 20 Techniken. Eine kurze Kata dauert nicht länger als eine Minute. Es gibt keinen Teil des Körpers, der beim Üben von Kata nicht bewegt wird und die Resultate lassen sich schon sehr bald erkennen. Männer bekommen einen ausgewogenen, starken Körper und für Frauen ist es ein ideales Schönheitstraining. Man braucht weder einen besonderen Raum noch Gerätschaften. Es gibt kaum eine einfachere Methode, sich einen guten Gesundheitszustand zu erschaffen und zu erhalten. Das Karate Training kann in jedem Alter begonnen werden. Ein paar Minuten Training jeden Tag können ein langes Dasein garantieren. Nahezu alle Karate Meister erfreuten sich eines langen Lebens.

Karate als spirituelle Kampfkunst

Unter den Kampfkünsten wird gerade das Karate als Kampfkunst der Seele bezeichnet. Karate als Selbstverteidigung heisst nicht nur, die einzelnen Techniken zu lernen und zu beherrschen. Es muss auch eine bestimmte seelische Energie entwickelt werden, um die Techniken im richtigen Moment anzuwenden. Jede Art von seelischer Unruhe wird bereinigt, und man erlangt die Fähigkeit, die gesamte mentale Kraft auf einen Punkt zu konzentrieren. Karate bedeutet, sich nur mit leeren Händen zu verteidigen. Dazu ist eine „flexible mentale“ Energie entscheidend, um auf plötzlich auftauchende Gefahren wirkungsvoll zu reagieren.

Das Begrüssungsritual zu Beginn und am Ende des Trainings und selbst auch vor und nach jeder Partnerübung verdeutlichen auch heute noch Respekt, Achtung und Dankbarkeit im Karate. Diese basiert nicht zuletzt auf den 20 Regeln zum Karate von Meister Funakoshi. Der Bezug zur Spiritualität wird durch die kurze Meditation anfangs und am Ende des Trainings verdeutlicht. 

Die Atemtechniken im Karate

Die Karate Meister sprechen der Atmung eine besondere Rolle zu. Mabuni Kenwa schreibt hierzu sinngemäss: Wer Karate ernsthaft betreibt und regelmässig übt wird schnell wahrnehmen, wie sich der Körper mit Energie füllt. Vom Bauchgrund her entwickelt sich ein Gefühl des Selbstbewusstseins und, wie auf natürliche Weise, kehrt im gesamten Körper Ruhe ein. Besonders die Atemtechniken zeigen, wie das Karate die seelische Einheit fördert. Das japanische Wort für Leben soll abgeleitet worden sein vom Wort für Einatmen. Manche Menschen sind aufgeregt, wenn sie vor einer Menschenmenge stehen. Sie atmen flach, und wenn nicht alles wie erwartet läuft, fühlen sie sich niedergeschlagen und deprimiert. Eine bewusste Harmonisierung der Atmung unterstützt und harmonisiert auch die Seele. Die Technik mit tiefer Bauchatmung hilft, die Energien im Unterbauch zu ordnen und zu beruhigen. Auf lange Sicht stärkt dies die Hoffnung auf ein langes und gesundes Leben.